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Für eure Konfirmation haben wir zur Predigt
ein Bibelwort aus dem Johannesevangelium ausgewählt.
Es steht im 7. Kapitel, die Verse 37-39.
Halt! Tu mal langsam,
willst Du nicht erst einmal auf das Thema eingehen
"Ich bin drin!", bevor Du mit dem Bibeltext kommst?
Also lieber Pfarrer Karle,
das ist ja gar nicht üblich,
dass man bei der Predigt unterbrochen wird.
Aber du darfst das natürlich gerne immer wieder machen
und den Anwalt der Konfirmandinnen und Konfirmanden spielen.
Du hast ja recht:
Ihr Konfirmandinnen und Konfirmanden hattet die Idee
für das Thema »Ich bin drin!«
Da haben wir dann überlegt,
was Jesus in der Bibel zu diesem Thema sagt,
und wir sind auf diese Stelle gestoßen.
Ich lese das euch und allen Euren Festgästen jetzt einfach einmal
vor
(verschiedene Übersetzungen zusammengestellt)
Am letzten Tag, dem Höhepunkt des großen Festes,
trat Jesus wieder vor die Menschenmenge
und rief laut:
"Wer Durst hat, der soll zu mir kommen und trinken!
Wer an mich glaubt, wird erfahren, was die heilige Schrift sagt:
Aus seinem Inneren werden Ströme lebendigen Wassers fließen."
Ströme lebendigen Wassers - wie das klingt!
irgendwie voll nach Leben:
Sprudelnd, frisch, lebendig, wenn ich mir das so ausmale,
dann fällt mir dazu nur ein: Volle Kanne leben!
Genau. Doch wer kann schon volles Leben machen?
Ich denke, das muss Gott machen.
Bevor ich sagen kann »Ich bin drin«
hat er zu mir gesagt: »Du bist drin!«
Aha, das leuchtet mir ein:
Ich stehe mitten drin im Strom des Lebens,
weil Jesus ihn fließen lässt und zu mir sagt
"Komm zu mir, wenn du Durst nach Leben hast,
komm und trinke.
Ich gebe dir, dass du mitten drin bist im Strom des Lebens!"
Aber jetzt lasst mich erst einmal erzählen,
warum der Anlass, zu dem Jesus diese Worte gesagt hat,
so gut zum heutigen Tag passt.
Von Jesus wird berichtet,
dass er etwas mehr als ein Jahr unterwegs war im Lande.
Dann kam er nach Jerusalem
und dort war das große Laubhüttenfest.
Die Stadt wimmelte nur so von Leuten,
die festliche Gewänder trugen, Musik spielte,
Trubel war an allen Ecken
und vor allem war der Tempel gesteckt voll.
Willst du etwa sagen, wie bei uns?
Wir sind auch ein gutes Jahr zusammen gewesen, haben
einiges miteinander auf dem Weg zur Konfirmation erlebt
und jetzt sind wir am Ziel angekommen, am großen.Fest.
Auch hier sind viele Leute, die Kirche ist gerammelt voll,
Festtagsstimmung überall.
Es kommt noch besser:
In Jerusalem kam der letzte Tag des Festes und damit der Höhepunkt.
Da stellt sich Jesus hin, vor die vielen Leute im Tempel
und verkündet diese große Einladung zu ihm:
"Wen da dürstet, der komme zu mir..."
Das ist also ein richtiger Spruch Jesu
für einen Fest-Höhepunkt,
fast so etwas wie ein Trinkspruch!
Jawohl. Kann jetzt bitte jemand die Stelle
noch einmal vorlesen, dort aus der Altarbibel,
in der Original-Lutherübersetzung?
(Lutherübersetzung)
Aber am letzten Tag des Festes, der der höchste war, trat Jesus
auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an
mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen
Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen
sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus
war noch nicht verherrlicht.
Alles recht und gut,
aber stark erklärungsbedürftig!
Was soll denn das heißen:
"von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers
fließen..." und "an Jesus glauben"?
Dem können wir ja nachgehen.
Wer das Johannesevangelium liest,
der spürt, dass dieser Johannes sprüht vor Glauben an Jesus.
Er hat Jesus als Mittelpunkt seines Lebens erlebt
und gemerkt, dass das volles Leben ist.
Volles Leben hat man, wenn man drin ist in Jesus,
dran an ihm, dran an seiner Liebe.
So wie Jesus hier am Höhepunkt des Festes auftritt,
muss allen klar werden:
Jesus ist der eigentliche Mittelpunkt des Festes.
Wen da dürstet, der komme zu mir!
An der Konfirmation sagt man aber,
dass die Konfirmandinnen und Konfirmanden
im Mittelpunkt stehen!
Ganz neu eingekleidet werden sie, sie sehen aus
wie bei einem Staatsempfang.
Sie tragen etwas vor in aller Öffentlichkeit
und sie werden mit Geschenken überschüttet....
Wohl wahr.
Aber was feiern denn die Konfirmandinnen und Konfirmanden
bei der Konfirmation?
Eigentlich doch, dass sie drin sind,
durch die Taufe drin in der Kirche.
Das steht im Mittelpunkt dieses Gottesdienstes.
Wir feiern mit diesem Gottesdienst,
dass ihr, diese Jungs und Mädels
als Getaufte und Konfirmierte,
hineingenommen seid in die Gemeinschaft mit Jesus
und mit allen, die an ihn glauben.
Ihr seid in seiner Kirche,
dran am geistlichen, am vollen, am ewigen Leben.
Mitten im Leben.
Das klingt mir alles noch zu steil.
Ich hätte da eine Idee,
wie man das mit dem Mittelpunkt zusammenbringen kann:
Ihr Konfirmanden könntet sagen:
Wir Konfirmanden stehen heute im Mittelpunkt,
weil Jesus im Mittelpunkt unseres Lebens sein will.
Wir feiern unser Leben -
und dieses Leben haben wir von Jesus.
Wir feiern, dass Gott uns liebt -
und diese Liebe kommt zu uns durch Jesus.
Wir feiern auch, dass Gott uns wachsen lässt,
dass wir älter und größer geworden sind.
Wir feiern, dass Gott uns Eltern gegeben hat,
denen wir auch wieder entwachsen,
die Beziehung zu Jesus aber bleibt.
Ihr habt doch vorhin gesungen:
"In dir ist mein Leben"!
Das ist genau auch das, was wir hier finden:
Jesus will eine ganz enge Beziehung zu uns,
eine Beziehung von der er sagen kann:
»Ich in euch und ihr in mir.«
Jesus sagt einmal:
"Wer in mir bleibt und ich in ihm,
der hat's, der bringt viel hervor."
»Ich bin drin!«
Er in mir und ich in ihm. Einfach ganz eng zusammen.
Das klingt mir alles noch zu abstrakt.
Kann man das nicht konkret beschreiben?
Leider können wir Menschen Gott nicht so konkret beschreiben
wie eine Kirchenbank hier
oder einen Menschen, den ich vor Augen habe,
wie meine Oma oder meinen Bruder.
Aber Jesus hat uns mit Bildern und Vergleichen geholfen,
dass wir uns eine Vorstellung machen können.
An dieser Stelle hier macht es Jesus mit dem Wasser:
Er nennt es lebendiges Wasser.
Was heißt das?
Wasser, das nicht stehen bleibt?
Also der Nagelsee auf Markung Urbach ist da eher ein stilles
etwas abgestandenes Wasser.
Der Urbach,
und die Rems wären da schon lebendiger, spritziger.
Lebendiges Wasser fließt, strömt, hat Kraft
Ja genau.
Und Jesus spricht sogar von Wasserfülle, von einem Strom.
Er will mit seinem Geist so in uns hineinfließen,
dass wir wie eine Schale voll werden,
die dann überläuft und aus ihrem Innersten heraus
Lebenswasser spendet.
Das können wir hier doch gleich einmal demonstrieren:
(Schalenbrunnen wird vorgeführt: Wasser läuft von einer Schale
zur andern,
Schalen strömen über von der Wasserfülle)
Im Glauben geht es nicht um steingewordene Wahrheiten,
die harten Fakten oder starren Dogmen.
Im Glauben geht es vor allem darum, wie es innen drin strömt,
um Bewegung, mentale Stärke, Zuversicht, Hoffnung.
Drin sein in Jesus,
das ist das Gegenteil von einem Schlussstrich.
Drin sein in Jesus,
das ist anfangen, strömen, fließen, leben.
Dann ist also dieser Konfirmationsgottesdienst
auch nicht als Schlussstrich unter Konfirmationszeit
und Kirche zu verstehen?
Im Gegenteil,
Jesus wünscht sich nicht,
dass wir ihn mal zur Kenntnis genommen haben
und dann Schluss mit ihm machen,
sondern dass wir anfangen.
Und dann auch dranbleiben.
Das ist wie in der Natur,
bei den Lebensströmen, die zum Beispiel in einer Pflanze strömen.
Jesus selbst hat diesen Zusammenhang
einmal mit dem Weinstock erklärt:
Drin im Leben,
drin im Nährstoffkreislauf bleibt nur eine solche Rebe
die dran bleibt am Weinstock.
"Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben",
sagt Jesus.
Und dann: "Wer in mir bleibt und ich in ihm,
der bringt viel Frucht."
Dranbleiben um drin zu bleiben,
das kenne ich auch von anderswo:
Man muss heutzutage dranbleiben, um mithalten zu können.
Stillstand ist Rückschritt heißt es überall,
und wer heute einen Beruf lernt,
muss davon ausgehen, dass er
in seinem Leben laufend dazulernen
oder auch umlernen muss.
Man muss dran bleiben am Datenstrom.
Internet heißt da das Zauberwort.
Diese Predigt ist übrigens so entstanden:
Per e-mail und Internet haben wir uns
immer wieder Gedanken und Formulierungen zugespielt.
Dass ich so etwas machen kann,
und von jungen Kollegen noch so viel lernen würde,
hätte ich mir vor 4 Jahren
noch überhaupt nicht vorstellen können!
Für mich und meinen Glauben war das auch wichtig,
dass ich dran blieb, im Austausch mit andern Christen.
Dass ich nach der Konfirmation weiter mit Leuten zu tun hatte,
die Christen waren, bei denen ich beten lernen konnte.
Das waren die Leute im Jugendkreis,
die auch die Bibel lasen, die Gottesdienste feierten.
Das waren so Möglichkeiten,
dran zu bleiben und drin zu bleiben.
Das gibt es in Urbach ja auch!
Jugendkreis, Möglichkeiten sich einzubringen:
Kinderkirche, Jungscharen, Chöre...
So richtig drin sein am Strom des Lebens,
da war ich eigentlich immer scharf drauf.
Und hin und wieder habe ich das schon erlebt:
Da gelang mein Leben, weil ich mich
ganz und gar getragen wusste, ja weil ich empfand:
Das Leben ist ein Geschenk.
Z.B. als ich meine Frau fand,
oder als uns unsere Kinder geschenkt wurden.
Aber nicht nur in Zeiten des Glücks war das so:
Auch in ganz schweren Stunden,
z. B. als ich sehr krank war und spürte,
dass, liebe Menschen an mich dachten und für mich beteten.
Und manchmal -
bei ganz alltäglichen Erlebnissen spüre ich es,
wie dieser Geist Jesu Liebe ausströmt
und mich und andere mitnimmt.
Ja, ich habe das Gefühl, dass man dann sagen kann:
"Ich bin drin, das ist es einfach!"
Da will ich nur sagen: Amen!
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