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Haben Sie's gelesen?
Gestern wurde in den Schorndorfer Nachrichten
eine Pfingstumfrage abgedruckt.
Die Leute wurden in Schorndorf gefragt:
Was feiert man denn an Pfingsten?
Die meisten wussten nichts davon.
Ein kirchlicher Bezug musste da sein,
so viel war noch bekannt.
Was hätten wir geantwortet?
Ich will eine Antwort versuchen:
An Pfingsten feiern wir den Heiligen Geist,
dass Jesus Christus ihn uns gegeben hat
und dass er in der Kirche Jesu Christi am Wirken ist.
Oder kurz und lebensnäher:
Wir feiern, dass Jesus uns begeistert.
Bleibt nur die Frage:
Und was ist denn der Heilige Geist?
Da wird es schwieriger zu antworten.
Theoretisch ist der Heilige Geist
eine Seinsweise Gottes in der Dreieinigkeit.
Aber praktisch?
Da tun wir besser daran,
nicht zu definieren,
sondern hinzusehen:
Der Heilige Geist wird an seinen Wirkungen erkannt.
Dass wir an Jesus glauben,
das ist Wirkung des Heiligen Geistes.
Dass wir als Christen zusammenkommen,
eine Gemeinschaft bilden,
das ist Wirkung des Heiligen Geistes.
Wo wir begeistert sind,
Singen, Beten,
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden,
das ist Wirkung des Heiligen Geistes.
Dass wir Christen sind,
als Christen handeln und denken,
das macht der Heilige Geist.
Das hatte auch Paulus erlebt.
Er schreibt davon den Korinthern Verse,
die heute unser Predigttext sind.
[Textlesung 1.Kor.2,12-16 (Samuel Krötz)]
Paulus ist sich da ganz sicher:
Wir haben den Heiligen Geist empfangen!
Ich wünsche mir für unser Pfingsten,
dass wir auch darin wieder gewiss werden,
dass Jesus uns den Heiligen Geist gegeben hat.
Deshalb lassen Sie uns nach der Textlesung
den Singspruch EG 132 miteinander singen.
Wir werden ihn dann in der Predigt noch 3x singen.
[EG 132 einmal durch]
Als erstes:
Ihr werdet Gott erkennen!
Bestimmt haben Sie das auch schon erlebt,
dass Sie durch eine Fensterscheibe hindurchsehen wollten,
beispielsweise ein Schaufenster,
und dann sehen Sie aber nicht hindurch,
weil es spiegelt.
Sie sehen dann irgendein Spiegelbild,
aber nicht das Eigentliche,
was hinter der Scheibe ist.
Manche von uns,
die eine aufwendige Fotoausrüstung haben
oder im Physikunterricht mal einen Versuch dazu gemacht haben,
die wissen,
dass es möglich ist,
auch durch eine Scheibe durchzublicken,
die so spiegelt.
Man braucht dazu einen speziellen Filter,
Polfilter genannt.
Mit diesem Filter kann man das Spiegelbild ausblenden
und bekommt den Durchblick durch die Scheibe.
Gotteserkenntnis durch den Heiligen Geist haben,
das verstehe ich so ähnlich wie diese Sache mit dem Polfilter.
Der Heilige Geist schenkt eine Einsicht,
die tiefer blicken kann, hinter die Oberfläche.
Wo vorher ein Spiegelbild war,
sehen wir das Eigentliche.
Wer glaubt, kann in vielem Gott erkennen,
wo andere nur die Oberfläche sehen.
Was aussieht wie eine Hand,
ist auch eine Hand.
Aber für den tieferen, geistlichen Blick
ist das auch ein Wunderwerk Gottes.
Oder was aussieht wie Zufall,
kann für den geistlichen Blick eine Fügung Gottes sein.
Was Paulus hier beschreibt,
den Unterschied vom natürlichen Menschenverstand
zum Verständnis des Heiligen Geistes,
der lässt sich mit den Wörtern geistig und geistlich benennen.
Geistig können wir Menschen allerhand wissen,
uns denken und vorstellen.
Aber geistlich denken wir nicht mehr alleine,
sondern da lassen wir Gott in uns wirken,
seine Kraft schließt uns Zusammenhänge auf.
Im Vorbereitungsteam hat jemand gesagt:
Das macht den Unterschied,
dass wir im Glauben erkennen,
was Gott uns geschenkt hat.
Ich möchte die Zusage Jesu
und auch Paulus ernstnehmen und sagen:
Jeder und jede, die erkennt,
was Gott uns geschenkt hat,
die hat denn auch wirklich den Heiligen Geist!
Wo Gott sich finden lässt,
da ist der Heilige Geist.
Unsere Jahreslosung will ich deshalb einmal umformulieren
und sagen:
Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet,
so will ich euch meinen Geist geben!
Wir dürfen uns das ruhig einmal sagen lassen,
dass Jesus uns sinen Geist geschenkt hat.
Wir dürfen uns gewiss machen lassen
und den Heiligen Geist nicht nur
irgendwelchen spektakulären Christen überlassen.
Lassen Sie uns das einander zusingen
wieder mit dem Singspruch EG 132.
[dazwischen: EG 132]
Ihr werdet Christi Sinn haben,
oder:
Ihr werdet mit Christi Sinn leben können!
Das kann uns ganz schön selbstbewußt,
ja begeistert machen!
Jesus macht es möglich,
dass wir in seinem Sinne leben,
mit seinem Geist begabt!
Wir haben uns damit beim Vorbereiten des Gottesdienstes
mit der Frage beschäftigt:
Leben Menschen, die den Heiligen Geist haben,
anders?
Dabei haben wir gemerkt,
dass wir da nicht uns mit andern Menschen vergleichen können.
Eher können wir uns mit uns selbst vergleichen.
Es geht darum,
dass wir die Wirkungen des Heiligen Geistes bei uns entdecken.
Und da sind bei uns einige Erlebnisse zusammengekommen,
wo es Frau oder Mann erlebt hat:
Da hat Gottes Geist bei mir gewirkt.
Wir haben an Menschen gedacht,
die es erlebt haben,
dass sie als Christen nicht auf sich allein gestellt sind,
sondern Verantwortung abgeben können.
Das kann vor einer Operation sein,
dass wir im Geist sagen können:
wir können nicht weiter,
Gott kennt den Weg,
ihm vertraue ich mich an.
Oder dass wir geduldiger werden,
uns nicht nach vorn drängeln müssen,
wenn uns die geistliche Einsicht prägt,
dass wir von Gottes Liebe leben,
wo es kein Drängeln gibt.
Christi Sinn ist oft anders als das,
was sich unser Verstand ohne Christus ausdenkt.
Christi Sinn ist anders,
als sich Weltsinn ausdenken kann.
Uns wurde berichtet von einer Geschichte,
die davon erzählt:
Da kam ein Spießer in den Himmel.
Petrus wollte ihn aber noch warten lassen,
weil gerade Betriebsausflug sei.
Der Spießer quetscht sich aber durch und spaziert
dann im leeren Himmel umher.
Als er Gottes Thron sieht,
setzt er sich darauf und von da
sieht er tatsächlich alles,
was auf der Erde passiert.
Plötzlich sieht er,
wie ein Autofahrer einen alten Mann
so erschreckt, dass der umfällt,
der Autofahrer aber fährt weiter.
Da packt den Spießer im Himmel die Wut,
er nimmt den Schemel Gottes
und haut dem Autofahrer eins aufs Dach.
Später kommt Gott zurück
und sieht, was vorgefallen war
und sagt:
"So wird hier nicht regiert!"
Als Elia einst Gottes Geist erleben durfte,
da war das auch kein Donnerwetter,
kein Sturm,
sondern ein stilles, sanftes Rauschen.
Das kann der Geist auch machen,
dass wir aus unserem Freund-Feind-Denken,
aus unseren Schnellschlüssen
und Vorurteilen
herauskommen
und uns von Jesus prägen lassen.
Ich will mir da immer wieder die Frage stellen:
Was würde Jesus an meiner Stelle tun?
Vom Heiligen Geist können wir erbitten,
dass er uns darauf die Antwort gibt.
Damit können wir fest rechnen.
Wenn Jesus uns seine Kraft verheißt,
dann heißt das auch:
Ihr werdet in meinem Sinn leben!
Lassen Sie uns wieder den Singspruch singen,
danach kommt der Schlussteil der Predigt.
dazwischen: EG 132
Das stimmt.
Im Heiligen Geist lebt Gott in uns,
in jeder und jedem einzeln.
An Pfingsten kam der Heilige Geist
mit Zungen, »zerteilt« wie Feuer,
hieß es vorhin in der Pfingstgeschichte.
Gott zerteilt seine Kraft auf viele Menschen,
Menschen in vielen Ländern und Sprachen,
jungen und älteren.
Aus der kleinen Jüngerschar von damals
ist eine große vielsprachige Kirche geworden.
Doch obwohl der Geist so viele belebt,
obwohl er so vielfältig ist
und so bunt,
ist der doch der Geist der Einheit.
Warum?
Weil er gerade die vielen zusammenhält.
Deshalb soll als Kernsatz in diesem Schlussteil
von Jesu Verheißung her sagen:
Ihr werdet in der Vielfalt die Einheit entdecken.
Gott gibt uns im Heiligen Geist
auch angesichts der Verschiedenheit nach außen
die innere Einheit zu erleben.
Nach menschlicher Weise sind wir in viele Länder
und Kirchen verteilt,
aber nach geistlicher Weise sind wir viele eins.
Dazu sind uns Erlebnisse eingefallen.
Private zum Beispiel,
wo wir eine Freundin haben,
die in einer andern Kirche ist,
und wenn sie kommt,
dann spüren wir trotzdem,
dass Jesus der gemeinsame Mittelpunkt ist.
In Urbach wurde diese Einheit auch immer wieder spürbar,
wenn wir aus mehreren Kirchen gemeinsam etwas veranstalteten.
Das war bei ProChrist so,
das wird beim ökumenischen Gemeindefest wieder so sein.
Wir sollten da nicht nur gemeinsam schaffen,
sondern uns ruhig auch einmal Zeit nehmen für den geistlichen
Blick
und entdecken:!
im Geist, ganz tief drinnen, gehören wir zusammen.
Weil Pfingsten deshalb auch ein Fest
des gemeinsamen Geistes ist,
der Mauern überwindet,
deshalb haben die Präsidentinnen und Präsidenten
des Ökumenischen Rates eine Grußbotschaft an die Kirchen
der Welt verfasst.
Einer der Mitverfasser ist auch unser Landesbischof Eberhardt Renz.
Hören Sie davon einige Sätze:
[Textlesung Botschaft ÖRK (Frau Diez)]
Gnade und Friede sei mit euch im Namen unseres Herrn Jesus Christus!
Seit Anbruch des Ostermorgens feiern die Christen in aller Welt die
wunderbare Auferstehung Christi und seine unvergängliche Liebe und
Barmherzigkeit [...].
Wenn wir nun von neuem das alte Fest Pfingsten begehen, verbinden wir
die österliche Verheissung des Lebens aus der Auferstehung mit dem
an uns ergangenen ruf des Heiligen Geistes, Leib Christi zu sein. Wir erkennen,
dass die Gaben Gottes in Christus uns unumgänglich in Gemeinschaft
miteinander bringen und uns in der Qualität unserer Beziehungen unterweisen.
An Pfingsten erinnert uns der Heilige Geist daran, dass wir nicht fähig
sind, unabhängig voneinander für Christus zu leben noch Christus
treu zu sein, ohne einander zu lieben.
[In der Apostelgeschichte hören wir, wie der Heilige Geist an
Pfingsten Menschen einte] über viele Grenzen der Kultur, der Rasse
und der Sprache hinweg in einer Weise, so dass sie in Christus ein Herz
und eine Seele wurden. [...] Diese Pfingstvision ist für uns als Nachfolgende
Christi noch immer Ruf und Verpflichtung.
[...] Wir beten darum, der Heilige Geist möge in dieser Pfingstzeit
die Mauern niederreissen, die fallen müssen, und uns mit neuer Hoffnung,
neuem Mut und neuem Glauben erfüllen.
Mir geht es immer wieder nahe,
wenn ich international mit Christen zusammenkomme
und man betet dann gemeinsam das Vaterunser:
Zeile für Zeile gehen dann die Sprachen durcheinander.
Aber man spürt doch,
alle sind vereint vor dem gemeinsamen Gott.
Wir haben vorhin ja auch mehrsprachig gesungen
und beim Geist darf es ruhig auch lebendig durcheinander gehen.
Jetzt werden wir daher auch den Singspruch
noch im Kanon singen.
Wenn die Tonart gleich bleibt,
wenn wir uns im tiefsten einig sind,
dann können die einzelnen Stimmen durcheinandergehen,
vielfältig werden,
und es wird umso schöner.
Lassen wir es uns zurufen:
Ihr werdet in der Vielfalt die Einheit erkennen!
Dazu segne uns Gott!
Amen
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