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Einleitung: Brief
in diesen Tagen hat die Post Hochkonjunktur!
Die Telefonnetze sind ausgelastet,
Postkarten werden verschickt,
viele Briefe wandern weite Strecken in irgendeinen Briefkasten.
Bestimmt haben auch Sie ein paar Briefe bekommen!
Auch ich habe Briefe bekommen
und selbst einen Rundbrief verfasst und mal wieder
den vielen Freunden weiter weg geschickt.
In Briefe schreibt man manchmal Sachen
von hohem Gewicht hinein.
Ich finde in meinen Briefen öfter Sätze,
die mir mündlich gar nicht so leicht von den Lippen gingen.
Wichtige Dinge.
Historischer Brief
Schon zu den Zeiten der alten Babylonier
wurden für wichtige Worte Briefe geschrieben,
überbracht und gelesen.
Das babylonische Reich dehnte sich aus über viele Länder.
Ein Feldzug hatte im Jahr 597 v.Chr. auch nach Jerusalem geführt.
Die Stadt wurde ein erstes Mal eingenommen
und wen die Babylonier brauchten konnten,
nahmen sie mit nach Babylon ins Exil.
Andere blieben zurück
und unter denen war der Profet Jeremia.
Die Jahreslosung 2000, unser Bibelwort zur Predigt heute,
stammt nun aus einem Brief,
den der Profet Jeremia den Weggeführten in Babylon geschrieben
hatte.
Ob er bei denen angekommen ist,
wissen wir weniger sicher
als das, dass er bei uns angekommen ist.
Eine Abschrift dieses Briefes wurde in die Bibel aufgenommen
als 29. Kapitel im Buch Jeremia.
Damit ist er bei uns angekommen,
mit unseren Bibeln daheim in unser Leben hinein zugestellt.
Jeremias Brief ist ein Brief mit Gottes Wort.
"Spruch des Herrn", so lautet die Unterschrift
unter unserer Jahreslosung im Originalzusammenhang.
Und wie wir in Briefen gewichtiger und verbindlicher reden,
so benutzt der Profet Jeremia in Gottes Auftrag die Briefform,
um gewichtige Worte aufzuschreiben.
[Auch Paulus hat übrigens ja in seinen Briefen
die gewichtigsten Worte gefunden.]
Etliche Sprüche aus diesem Brief Jeremias kennen Sie vielleicht:
"Suchet der Stadt Bestes!"
steht da zum Beispiel.
Denn Jeremia tröstete die Leute im fernen Exil und riet,
dass sie sich nicht ständig woanders hin
und heim zu den Ihren wünschen sollten,
sondern mit den Menschen dort
das Beste aus der gegenwärtigen Lage machen sollen.
In einem zweiten bekannten Spruch
aus diesem Brief Jeremias
gibt Gott die Zuversicht dazu:
Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe,
spricht der Herr; Gedanken des Friedens und nicht des Leides,
dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung.
Das Beste zu suchen
und dabei durch Gott getrost zu sein,
inmitten der Orientierungslosigkeit einer fremden Heimat,
das fließt nun zusammen in dem dritten Spruch aus diesem Brief,
den wir dieses Jahr nun kennenlernen:
Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet,
so will ich mich von euch finden lassen.
Gott sagt seinen Leuten:
Wo ihr mich gerade auch nicht seht
und nicht einmal einen Tempel für den Gottesdienst habt,
da bin ich auch da.
Auch da helfe ich,
dass ihr aus den Umständen um euch herum
das Beste macht,
in den nächsten Tagen, Monaten, Jahren und Jahrhunderten.
"Für die spätere Erlösung," so sagt Gott, "werde ich
selbst sorgen."
Israel wird aus der Gefangenschaft wieder herauskommen
und nach Hause kommen können.
Dass wir Gott suchen und finden
in unserer Stadt, in Urbach,
dass wir unsere Zeit anpacken
und eben auch die unbekannte Zeit des neuen Jahres 2000,
dass wir die Botschaft hören, dass Gott sich eben da finden lässt,
das ist Inhalt des Briefes Gottes,
den Gott mit dieser Jahreslosung uns heute zustellen will.
Lassen Sie uns an dieser Stelle einmal
die neue Jahreslosung singen
nach der Melodie, die Sie auf dem kleinen Zettel finden,
den Sie erhalten haben.
Danach will ich Ihnen noch einige Fundstücke
aus meiner Beschäftigung mit diesem Spruch weitergeben.
Die Jahreslosung hat zwei Hälften
und auch der Kanon hat zwei Hälften.
Die menschliche Seite und die Seite Gottes.
Der Mensch nimmt immer neue Anläufe in seinem Suchen,
deshalb sind es hier 3 Anläufe.
Doch das menschliche Suchen bleibt in der Schwebe hängen,
deshalb endet die erste Liedzeile mit der Terz.
Erst die zweite Zeile bringt das Fundament,
den Grundton:
Gott sagt, dass er sich finden lassen wird.
Das ist eine Zusage, die Halt geben kann und will.
SUCHEN
Zur ersten Hälfte
und zum Stichwort Suchen in unserer Gegenwart
sind mir zwei Gedanken wichtig geworden:
1. Dass wir suchen, steht fest.
2. Was und wie wir suchen, darauf kommt es an.
1. Dass wir suchen, steht fest.
Wer kennt das nicht?
Wir suchen Regenschirme, passende Briefmarken,
unbekannte Hausnummern und andere Kleinigkeiten.
Wir suchen auch Freundinnen und Freunde,
Lebenspartner, Arbeitsstellen
und anderes, was gewiss keine Kleinigkeiten sind.
Und wir suchen aber auch Gesundheit, suchen Ruhe,
inneren Frieden, Gewissheiten.
Auch die Bibel ist voller Suchgeschichten:
da sucht einer gute Perlen,
wie vorhin in der Schriftlesung gehört.
Suchen gehört zum Menschsein
und wir glauben auch keinem,
der behauptet, dass er alles gefunden habe.
Ich hätte gerne ein Suchspiel mit Ihnen unternommen
und hier in der Kirche Dinge versteckt.
Suchen kann Spaß machen.
Aber oft ahnen wir, dass wir gar nicht finden werden,
was wir suchen.
Das macht dann Angst.
2. Was und wie wir suchen, darauf kommt es an.
Gott sagt: Sucht mich!
Ich erschrecke da etwas:
Wie soll ich Gott finden können?
Gott, den man nicht sieht?
Wenn ich mir die zweite Hälfte des Satzes einmal wegdenke,
dann hänge ich ziemlich in der Luft.
Vorerst müssen wir das einfach so hören
als Gottes Anspruch.
Er sagt: Suchet mich!
Darauf kommt es an, dass ihr mich sucht!
Was unser Suchen betrifft,
so gibt uns unser Spruch eine Hilfe dazu:
Wir sollen Gott von ganzem Herzen suchen, heißt es da.
Beim Herzen macht die Liedzeile zur Jahreslosung
einen kleinen Sprung, ein kleines Pochen.
Vom hebräischen Wortlaut her müsste man die Stelle
übersetzen als: mit all eurem Herzen suchen.
Während mir das Suchen aus meinem Alltag sehr vertraut war,
merkte ich an dieser Stelle,
dass ich das selten tue,
dass ich etwas mit ganzem Herzen tue.
Ich zerstreue mich viel eher in eine Vielzahl von Dingen,
die ich gleichzeitig tue,
oder mindestens alle im Kopf habe.
Die Arbeit, die Familie, die Freunde,
meine privaten Hobby-Projekte,
Medien und andere Anforderungen.
All das nimmt mich in Beschlag.
Wie suche ich da Gott?
Die 5 Minuten Losung vor dem Frühstück?
Die 10 Minuten Bibellese?
Die Zwischendurchgebete vor und nach dem Essen?
Ich schätze sie sehr,
das sind für mich Zeiten für Gott.
Aber ich habe das Gefühl,
dass von ganzem Herzen mehr meint.
Christen höre ich immer wieder fragen:
Wie kommt es, dass Gott heute nicht mehr redet?
Wie kommt es, dass wir ihn nicht erleben?
Und ich habe den Verdacht, dass die Antwort lauten müsste:
Weil wir ihn suchen, aber nicht mit ganzem Herzen.
Meine Schwester arbeitet in Erlebniscamps
eines christlichen Werkes mit.
Junge Leute sollen bei Extremsportarten
und bei Überlebenstraining im Freien lernen,
was Vertrauen heißt.
Was dort gemacht wird,
haben viele von ihnen aus der älteren Generation
im Leben hart erleben und lernen müssen.
Heute ist das Leben für die meisten arm an Vertrauen geworden.
In diesen Erlebniscamps sollen daher Jugendliche
lernen, ganz auf ein Seil - beim Abseilen -
oder eine Mannschaft - beim Rafting - angewiesen zu sein.
Und sie möchten einüben,
Gott für den morgigen Tag sorgen zu lassen.
Auch einer meiner Vikarskollegen
vergleicht den Glauben immer wieder mit so einer Extremsportart,
Bungee-Springen.
Da stürzen sich die Leute hoch herunter
und hängen wirklich voll und ganz
in einem Gummiseil.
Ich möchte für solchen Sport nicht werben.
Aber ich spüre in dieser Jahreslosung,
dass sie dieses volle Vertrauen will.
Suchet mich mit ganzem Herzen,
mit allen Lebensbereichen.
Ich denke da auch an das Gleichnis zur Schriftlesung vorhin:
Der Kaufmann verwendete alle seine Perlen für die eine Perle.
Wenn wir so suchen,
dann wird Gott sich finden lassen.
Deshalb ist dieses Suchen kein Sprung ins kalte Wasser,
kein Risiko, sondern durch Gottes Zusage getragen.
Ich will mich von der Jahreslosung gerne anstecken lassen,
in allem, was mein Herz bewegt,
also mit allem Herzen, mit ganzem Herzen
Gott zu suchen.
In dem Christlichen, was wir machen,
wenn wir Gott im Gottesdienst suchen,
in Bibellese und Gebet.
Und in dem Christlichen, was wir machen,
wenn wir unser berufliches Handeln gestalten
oder in unserem privaten und
unserem politischen Handeln Entscheidungen treffen.
Alles was ihr tut, mit Worten oder mit Werken,
das tut alles im Namen des Herrn Jesus - so lautete auch
der Spruch zum Tage.
FINDEN
Zur zweiten Hälfte der Jahreslosung will ich wieder 2 Punkte machen
und diesmal umgekehrt charakterisieren:
1. Dass Gott uns finden lässt, darauf kommt es an.
2. Wen und wie wir finden, das steht fest.
1. Dass Gott uns finden lässt, darauf kommt es an.
Wenn Gott sagt, das er sich finden lassen will,
dann ist das wahr.
Diese Wahrheit soll so einfach bleiben,
wie sie ist: Gott will es so.
Das "wenn" in der Jahreslosung betrifft die menschliche Seite.
Wer Zweifel hat, braucht nicht am finden zu zweifeln,
sondern eher am Suchen.
Wer Zweifel hat, braucht nicht an Gott zu zweifeln,
er mag eher an sich selbst zweifeln.
Solcher Zweifel an mir selbst kann weiterhelfen.
Kein Geringerer als Martin Luther hat
seinen Weg zum Glauben
so beschrieben,
dass er zuerst in Verzweiflung führen musste.
"Mein Sünd mich zu verzweifeln trieb",
dichtete er.
Erst dann war der gegen Gott gerichtete Sinn,
der das Heil immer woanders suchte,
so erschüttert, dass Gottes Gnade Raum finden konnte.
Zweifel an unserem eigenen Suchen ist angebracht,
Gott aber steht zu seinem Wort:
Ich will euch finden lassen,
wenn ihr mich nur sucht,
egal wie gut oder richtig ihr sucht.
Solches Verheißungswort hat er mehrfach gegeben:
Bei Amos steht - und auch das war einmal vor etwa 20 Jahren Jahreslosung:
Suchet mich, so werdet ihr leben!
Und noch viel deutlicher wird Gottes Wille,
wenn wir ins Neue Testament blicken.
Damit bin ich beim zweiten:
2. Wen und wie wir finden, das steht fest.
Gott hat sich selbst in der Welt zu finden gegeben.
Gott hat sich in Jesus Christus finden lassen.
Von diesem Datum an zählen wir unsere Jahre.
Und auch wenn es historisch nicht ganz genau stimmt:
Das ist das schönste am Wirbel um das große neue Datum,
dass alle diese Jahreszahlen
Jahre nach Christi Geburt zählen. Anno Domini.
Deshalb habe ich auf den grünen Zettel
noch die erste Briefmarke des Jahres 2000 kopiert,
die am 13. Januar erscheinen wird und auf der steht:
"Christus gestern heute in Ewigkeit!"
Gott hat das zweifelhafte Suchen seiner Leute
in vielen Jahren und Jahrhunderten so oft gesehen.
Er weiß, dass unser Suchen Suchen, Suchen bleibt.
Deshalb hat er selbst gesucht.
Maria singt: Gott hat besucht und erlöst sein Volk
Gott hat den geschickt, der sagte, dass er gekommen sei,
zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.
Seit Jesus Christus wissen wir,
wen und wie wir finden.
Ich darf Sie aufmerksam machen auf die Rückseite
des kleinen grünen Zettels in ihrer Hand.
Dort habe ich die Jahreslosung dargestellt.
Sie sehen ein großes X,
das zwei Seiten hat,
die menschliche links und die Seite Gottes.
Im "mich" Gottes treffen sie sich,
Gott ist das Zentrum.
Und in der Mitte des "mich" sehen Sie die Buchstaben
"i" und "c" hervorgehoben - die Initialen Jesu Christi.
Überhaupt ist die ganze Losung in die beiden Zeichen
"X" und "P" geschrieben.
Diese Zeichen bilden zusammen das Christusmonogramm.
In diesem alten christlichen Zeichen
sind das "X" für "ch" und das "Rho" für "R"
zu einem "Chr" für Christus verbunden.
Jesus ist das Zeichen dafür,
dass Gott sich finden lässt.
Auch damals in der Christnacht haben ihn die Menschen,
die suchten, von sich aus nicht gefunden.
Aber Gott hat Engel und Sternzeichen gegeben,
ihn zu finden - und viele sind gekommen.
Uns Menschen heute
hat Gott Zeuginnen und Zeugen des Glaubens gegeben
und sein Wort.
Der Brief heute
Gottes Wort will uns zu Gott finden lassen.
Am Anfang des Jahres 2000 ist das eine gute Nachricht.
Das Wort Gottes spricht weiterhin.
Und der uralte Brief Jeremias
wird uns in diesem Jahr wieder zugestellt.
Und seine Botschaft ist so lebendig wie damals,
ja, in Jesus hat sie noch Farbe gewonnen.
In meinem inneren Briefkasten ist diese Jahreslosung angekommen.
Ich wünsche mir, auch in Ihrem.
Vielleicht haben Sie ein schönes Bild von ihr schon daheim hängen
oder Sie hängen einen kleinen Zettel an die Pinwand,
wie man einen Brief oder eine Karte aufhängt,
die man immer wieder lesen möchte.
Gott sagt zu jedem unserer Schritte im neuen Jahr:
Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet,
so will ich mich von euch finden lassen.
Amen
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